Auch Speedway-Profi Kevin Wölbert aus Heidhof bei Ludwigslust hat mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen
Zwölf Rennen stehen im Arbeitsnachweis von Kevin Wölbert für die abgelaufene Saison 2020. Das ist ungefähr ein Drittel dessen, was der Speedway-Profi üblicherweise auflisten kann.
„Es war eigentlich alles klar für den Saisonstart“, sagt der 31-Jährige. „Mein Mechaniker aus Polen war angekommen, damit wir die Motorräder und das Material für den Saisonstart vorbereiten konnten. Dann kamen die Einschränkungen wegen Corona, und er kam gerade noch so zurück in die Heimat.“
Statt wie geplant Mitte März begann die Saison für den zweifachen Vater erst im August. „Viele Verpflichtungen sind durch die Krise geplatzt. Fahrer und Vereine in allen Ligen mussten und müssen sich an die geänderten Rahmenbedingungen anpassen. Wenn keine Einnahmen durch Zuschauer generiert werden können, mussten zwangsläufig die Startverträge nachverhandelt werden. Bei einem schwedischen Club, für den ich fahren sollte, ging das im letzten Jahr so weit nach unten, dass es sich für mich nicht mehr gerechnet hat. Glücklicherweise traf das auf beiderseitiges Verständnis.“
Für PSZ Poznan konnte Wölbert in der polnischen Liga einige Rennen absolvieren und hat dort auch einen Vertrag für die nächste Saison. „Da habe ich Glück, denn in Polen ist die Ausländerzahl in der Liga für 2021 reduziert worden und zusätzlich wurde jeder Verein verpflichtet, einen U24 Fahrer aufzustellen. Ich bin wohl einer von wenigen Deutschen, die dort auch weiterhin bei einem polnischen Verein fahren dürfen.“ Hinzu kommen – zumindest nach den gegenwärtigen Planungen - Starts in der schwedischen Eliteserie für Dackarna Malilla und – ganz frisch - in der dänischen Superliga für Esbjerg.
Doch gerade nach den jüngst beschlossenen Beschränkungen steht hinter allem ein großes Fragezeichen.
Das hat auch das abgelaufene Jahr für Kevin Wölbert bestimmt.
„Ich habe glücklicherweise in den vergangenen Jahren, als es gut lief, relativ gut vorgesorgt, dennoch habe auch ich laufende Kosten die gedeckt werden mussten.“
Ein Kraftakt, den der Heidhofer im vergangenen Jahr mit kleinen Jobs, aber auch mit staatlicher Hilfe gewuppt hat. „Wenn du in einem Nischensport wie Speedway arbeitest, bist du bei den Zuwendungen in der Liste ganz weit hinten. Die Hilfen kommen eher stockend, aber immerhin.“
Dennoch, sagt Wölbert, ist er mit seinem Engagement in Polen „mehr als zufrieden“.
In Polen hat er einen Verein gefunden, der die versprochenen Bezüge wie zugesagt auszahlte. „Bei einem anderen Club habe ich auch schonmal extrem lange auf mein Geld warten müssen. Die Zahlungsmoral lässt da manchmal zu wünschen übrig…“
Die Fahrt nach Poznan ist nicht weiter, als wenn es in den Süden von Deutschland ginge. Aber:
Statt der 120 000 Kilometer, die normalerweise in der Saison auf dem Tachometer seines Autos angezeigt werden, waren es 2020 gerade einmal 30 000.
„Ich habe versucht alle notwendigen Kosten auf ein Minimum zu reduzieren. Durch die Quarantäneregelungen musste ich viel Zeit in Polen verbringen. Dort habe ich bei meinem Mechaniker eine kleine Basis aufgebaut um von dort aus direkt zu den Rennen zu fahren. Im Grunde genommen kann ich mich nicht beschweren. Es gibt ganz andere Branchen, die es viel härter getroffen hat. Auch wenn ich nach Polen, England und Schweden blicke, da kämpfen die Vereine ums Überleben. Wichtig ist, dass man aus der Situation das Bestmögliche macht, was sich halt unter diesen Umständen ergibt.
Dass zeitnah Zuschauer an die Bahn kommen, hoffe ich natürlich, glaube es aber nicht wirklich. Deshalb wird auch dieses Jahr ein Kraftakt.“
Dennoch sind die Saisonvorbereitungen im vollen Gang. Wölbert spult regelmäßig sein Fitnessprogramm ab und bereitet sein Material auf den Saisonbeginn vor. Einen fünfstelligen Betrag muss der Profi vorfinanzieren, bevor er zum ersten Mal ans Startband rollen kann. „Zwei Sponsoren haben sich im vergangenen Jahr zurückgezogen, das hat wehgetan ist aber unter den bekannten Umständen absolut nachvollziehbar. Ich freue mich über jede Unterstützung und weiß das auch zu schätzen.“ analysiert der 31-Jährige.
„Es geht vor allem auch darum, nicht von der Bildfläche zu verschwinden. Es gab 2020 einige Speedwayfahrer, die keinen Meter gefahren sind“, sagt der dreifache deutsche Meister. Und deshalb plant er auch für dieses Jahr, neben dem Ligabetrieb wieder Starts in den Qualifikationen zur WM. In der Hoffnung, dass 2021 wieder etwas normaler ablaufen wird als das vergangene Jahr.